
»Am Rande des Rollfelds« ist der wohl ungewöhnlichste Science-Fiction-Film, den ich bisher gesehen habe. Mit knapp 30 Minuten Laufzeit eher ein Kurzfilm, wird die Handlung als Folge von Standbildern gezeigt, die von einem Erzähler erläutert und von Musik und Soundeffekten untermalt werden. Das Ganze gleicht mehr einem Fotoroman als einem klassischen Film.
Paris ist nach dem Dritten Weltkrieg völlig zerstört. Nur einige Überlebende fristen in unterirdischen Katakomben ein trostloses Dasein. Wissenschaftler schicken Versuchspersonen, darunter den namenlosen Protagonisten, durch die Zeit, um Nahrung, Medikamente und Energie zu beschaffen. Der Protagonist landet zunächst in der Vergangenheit und trifft auf eine Frau, die er vor dem Krieg als kleiner Junge am Flughafen in Paris schon einmal gesehen hat. Er erinnert sich daran, dass er damals auch einen Mann hat sterben sehen. Bei seinen Zeitreisen stößt der Protagonist immer wieder auf die Frau, bis sie schließlich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte beginnen. Nachdem die Experimente der Wissenschaftler beendet sind, soll der Protagonist exekutiert werden. Es gelingt ihm, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen und seine Geliebte wiederzusehen. Dann wird er am Flughafen von Paris von den Wissenschaftlern seiner eigenen Zeit erschossen. Er begreift in seinen letzten Sekunden, dass er sich als Kind an jenem Ort selbst hat sterben sehen.
Wem die Handlung irgendwie bekannt vorkommt, sollte sich Terry Gilliams »12 Monkeys« anschauen. Das Szenario wurde hier beinahe eins zu eins übernommen, obwohl Gilliam meinte, er hätte den französischen Film erst nach den Dreharbeiten von »12 Monkeys« zum ersten Mal gesehen. Wer’s glaubt …
Nach der Veröffentlichung gab es viele Deutungs- und Interpretationsversuche, denen ich hier nicht noch neue hinzufügen möchte. Im Grunde ist »Am Rande des Rollfelds« ein gelungener Experimentalfilm, der eine ungewöhnliche Handlung auf ungewöhnliche Weise erzählt.
Wer aufgeschlossen für diese Art von Film ist, sollte sich das unkonventionelle Meisterwerk nicht entgehen lassen.
Regie: Chris Marker
Drehbuch: Chris Marker
Schauspieler: Jean Négroni, Hélène Chatelain, Davos Hanich, Jacques Ledoux
Musik: Trevor Duncan
Kamera: Jean Ciabaut, Chris Marker
Land: F
Start: 16.2.1962
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