
Ich muss gestehen, dass ich nie ein großer Fan von »E.T.« war. Selbst als Kind nicht. Irgendwie schienen mir blutrünstige Aliens auf der Suche nach Opfern immer attraktiver als knuddelige Außerirdische zum Liebhaben.
Neulich habe ich gelesen, dass »E.T.« von der Filmseite »Rotten Tomatoes« als bester SF-Streifen überhaupt bewertet wurde. Es war also Zeit, den Film nochmal unter dem Aspekt des Perspektivwechsels vieler vergangener Jahre in anderem Blickwinkel anzuschauen. Und was soll ich sagen. Irgendwie erscheinen mir blutrünstige Aliens auf der Suche nach Opfern immer noch attraktiver als knuddelige Außerirdische zum Liebhaben.
Eines muss man Spielberg aber lassen: Kaum jemand schafft es, so große Gefühle und Emotionen auf der Leinwand zu wecken wie er.
Ein Raumschiff lässt aus Versehen einen kleinen knuddeligen Außerirdischen auf der Erde zurück, der sich mit dem jungen Elliott (Thomas) anfreundet. Elliott nennt das fremde Wesen »E.T.« (für »Extra-Terrestrial«). Die beiden haben eine Art übersinnliche Verbindung, und als es »E.T.« immer schlechter geht, droht auch dem Jungen der Tod. Zu allem Überfluss machen Regierungsbeamte Jagd auf den außerirdischen Kleinen, der doch nur nach Hause will.
Spielberg bedient sich in seinem Film einer ausgeprägten Symbolik. Vordergründiges Motiv ist die unwahrscheinliche Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, denn auch Elliott hat nicht viele Freunde. Dann ist da die in den frühen Achtzigern weitverbreitete Skepsis gegenüber der Regierung, deren Schergen in bester John-Carpenter-Manier über weite Strecken nur als düstere Silhouetten zu erkennen sind. Weiterhin findet man bei Spielberg das beliebte Thema der Kleinstadtfamilie in ihrem Vorstadthaus, in die sich auf einmal das Unerwartete einschleicht. Parallelen zu »Poltergeist« werden deutlich, der zur selben Zeit gedreht wurde. Viele Bilder von der Leinwand brennen sich ins Gedächtnis und sind zu visuellen Ikonen geworden, darunter die Sequenz mit dem Jungen auf seinem Fahrrad, der vor dem riesigen Vollmond schwebt. Man könnte ganze Bände mit Interpretationen füllen, aber diese Aufgabe überlasse ich lieber anderen.
Für meinen Geschmack drückt der Film etwas zu sehr auf die Tränendrüse. Auch mit der überbordenden Symbolik, die bis hin zum Auferstehungsmythos reicht, habe ich meine Probleme. Für Drew Barrymore, die als Gertie einen Außerirdischen küsst, war es der Beginn einer großartigen Karriere. Henry Thomas, der den Elliott spielt, arbeitet ebenfalls bis heute als Schauspieler, wenn auch in Nebenrollen, an die man sich nicht wirklich erinnert.
Interessanterweise war eine Fortsetzung in Planung, bei der Elliott und seine Freunde von bösen Aliens entführt und letztendlich von E.T. gerettet werden. Spielberg verwarf diese Idee glücklicherweise aber wieder.
Ob man nun »E.T.« mag oder nicht, man muss sich vor der Leistung Spielbergs als Kinomagier verneigen. Für Science-Fiction-Fans ist der Film sowieso Pflicht.
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Melissa Mathison
Schauspieler: Henry Thomas, Robert MacNaughton, Drew Barrymore, Dee Wallace, Peter Coyote
Musik: John Williams
Kamera: Allen Daviau
Land: USA
Budget: 10,5 Mio. $
Start: 26.05.1982
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