
Hintergrund
Christopher Nolan ist für seine komplexen Filme bekannt, in denen Zeit und Raum und mitunter auch die Realität manipuliert werden. Die Handlung seiner Filme ist für den Zuschauer mitunter sehr verwirrend und erschließt sich oft erst nach mehrmaligem Ansehen. Tenet ist hier keine Ausnahme.
Handlung
Der namenlose Protagonist des Films (Washington) ist CIA-Agent und kommt bei einem Einsatz in der Oper in Kiew fast ums Leben. Dabei stößt er auf Artefakte, die einem sonderbaren Effekt unterliegen: Sie sind invertiert und bewegen sich rückwärts durch die Zeit. Der Protagonist wird Mitglied der Organisation »Tenet«, die den Weltuntergang verhindern will, denn offenbar haben Menschen in der Zukunft nicht nur Dinge in der Zeit zurückgeschickt, sondern auch den russischen Waffenhändler Sator (Branagh) mit einem Algorithmus ausgestattet, der es ihm ermöglicht, die Welt zu vernichten. Der Protagonist und sein Kamerad Neil versuchen, den suizidalen Sator mit Hilfe seiner Frau (Debicki) zu stoppen.
Die Handlung dabei gleicht in vielerlei Hinsicht einem klassischen Agententhriller, indem sie dem Protagonisten bei der Erfüllung seines Auftrags rund um die Welt folgt. Wie bei James Bond tragen Gute und Böse mit Vorliebe Maßanzüge und bewegen sich in teuren Autos und auf Luxusjachten. Analog zu 007 kommt es auch bei Tenet zu einem knalligen, actionreichen Finale. Dadurch, dass sich hier auch Menschen in einer »temporalen Zangenbewegung« eindrucksvoll vorwärts und rückwärts durch die Zeit bewegen, sind atemberaubende Szenen mit starkem Science-Fiction-Einschlag garantiert.
Bewertung
Waren »Inception« und »Interstellar« schon stellenweise recht verwirrend, so dürfte dem Zuschauer spätestens bei »Tenet« der Kopf gewaltig rauchen. Es geht vorwärts durch die Zeit, dann wieder rückwärts, die Charaktere begegnen sich mitunter selber bei ihrer Reise durch den Zeitfluss und fragt sich unwillkürlich, ob das alles Sinn macht. Es wirkt auf jeden Fall verworrener als bei Nolans vorherigen Filmen.
Ein Kumpel von mir meinte, dass er mit solchen Filmen nichts anfangen kann. Er will sich prächtig amüsieren, lachen und nach einem Film nicht weiter darüber nachdenken müssen. Er konsumiert am liebsten Superheldenfilme. Hier haben wir also die Zielgruppe, die mit »Tenet« wahrscheinlich so gar nichts anfangen kann.
Ich muss aber gestehen, dass ich solche »Mindfuck«-Filme liebe. Ich schaue sie mir wiederholt an und genieße die Zeit, die ich mit Nachdenken über die Handlung verbringen kann. Und da wird man bei Christopher Nolan mal wieder nicht enttäuscht.
Die Schauspieler machen einen tollen Job. John David Washington trägt den Film als Hauptdarsteller sehr gut. Als Agent in Maßanzügen und teuren Autos fühlt er sich genausowohl wie in den Actionszenen in schwarzer Uniform. Er würde wohl auch einen guten Bond-Darsteller abgeben. Robert Pattinson entwickelt sich zu einem starken Sympathieträger, womit ich anfangs nicht gerechnet hätte. Elizabeth Debicki überzeugt als Frau des Waffenhändlers, die ihren Sohn aus den Fängen des tyrannischen Ehemanns befreien will. Eine Fehlbesetzung ist allerdings Kenneth Branagh, dem den mit russischem Dialekt redenden Waffenhändler einfach nicht abkauft. Vielleicht habe ich inzwischen auch zu viele Shakespeare-Verfilmungen mit ihm gesehen.
Nachdem Hans Zimmer wegen der »Dune«-Verfilmung nicht zur Verfügung stand, engagierte Nolan den Schweden Göransson. Der hat zumeist gute Arbeit geleistet, aber manche seiner teilweise minimalistischen Untermalungen sind zu penetrant und nerven.
»Tenet« war der erste Film, den ich nach – oder besser während – der Corona-Epidemie im Kino gesehen habe. 250 Millionen betrug das Budget und da kommt natürlich noch das Marketing obendrauf. Nach allem, was man so hört, war »Tenet« kein profitabler Film. Zu wenige Menschen sind 2020 ins Kino gegangen und zu schnell ist »Tenet« dann bei den Streamingdiensten gelandet. Auch waren die Kritiken stellenweise durchwachsen. Vielen war der Film dann wohl zu verwirrend.
Ich kann ihn vorbehaltlos empfehlen.
Daten
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan
Schauspieler: John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Kenneth Branagh, Dimple Kapadia, Aaron Taylor-Johnson, Michael Caine
Musik: Ludwig Göransson
Kamera: Hoyte van Hoytema
Land: USA, UK
Budget: 250 Mio. $
Kinostart: 26.8.2020
Links
https://en.wikipedia.org/wiki/Tenet_(film)
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