
Über kaum einen Film wurde so viel geschrieben wie über »2001«, der zahlreichen Filmfreunden nicht nur als bester Science-Fiction-Film gilt, sondern manchen sogar als bester Film überhaupt, sodass ich mich frage, was ich da noch hinzufügen kann. Jeder ernsthafte SF-Fan wird den Film sowieso schon kennen und sich sein eigenes Urteil gebildet haben. Wie bereits bei seinem Erscheinen 1968 gibt es aber auch heute viele Leute, die mit diesem Werk rein gar nichts anfangen können.
Das mag daran liegen, dass »Odyssee im Weltraum« mit zahlreichen Konventionen bricht. Zum einen muss man wissen, dass der Film nicht narrativ funktioniert. Stanley Kubrick wollte, dass sein Film den Zuschauer über die Bilder anspricht und nicht über die Handlung. Diese gleicht mehr einem locker zusammenhängenden Episodenfilm. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein geheimnisvoller Monolith, der in der 1. Episode den Affenmenschen die Intelligenz brachte. In der 2. Episode verfolgt der Zuschauer die Reise des Sonderbeauftragten Heywood Floyd vom Erdorbit über eine Raumstation zum Mondkrater Clavius. Hier hat man soeben einen Monolithen freigelegt, der offenbar außerirdischen Ursprungs ist. Die nächste Episode spielt auf dem Raumschiff Discovery, das auf dem Weg zum Jupiter ist und dessen zwei Astronauten sich mit dem Schiffscomputer HAL 9000 herumärgern müssen. Zu guter Letzt untersucht Astronaut Poole einen weiteren Monolithen am Jupiter und begibt sich dabei auf eine fast schon esoterische Reise, deren Ausgang Kinogeschichte geschrieben hat, zu den wüstesten Interpretationen einlädt und die Zuschauer auch heute noch polarisiert.
Wie bereits erwähnt, gibt es keine Handlung im Sinne eines übergeordneten Spannungsbogens. Auch die Dialoge sind sehr spärlich, eher nichtssagend und für das Filmerlebnis eigentlich ohne Belang. Kubrick konzentriert sich auf die Bilder, für deren Realisierung er sich allein mit der Nachbearbeitung fast zwei Jahre Zeit genommen hat. Neue Techniken wie die Frontprojektion oder automatisierte, reproduzierbare Kamerabewegungen für die Raumschiffmodelle lieferten Aufnahmen, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte und die auch heute noch, trotz zahlloser Nachahmungen in den fast fünfzig vergangenen Jahren, atemberaubend sind. Vor allem zum Erscheinungszeitpunkt, als die Mondlandung noch im Planungsstadium war, wirkte die Kinoleinwand – auch dank der hervorragenden Sets – wie ein Fenster in die Zukunft. Ohne Kubricks fast schon wahnhaften Perfektionismus hätte dieses Werk niemals realisiert werden können.
Besonders der Einfluss auf das Genre des Science-Fiction-Films ist nicht zu unterschätzen. Fast alle Streifen, die danach kamen, haben irgendetwas von »Odyssee im Weltraum« übernommen. Seien es Kameratechnik, Spezialeffekte oder seine weitreichenden Ideen. Das fängt bei »Star Wars« an und hört bei »Interstellar« noch lange nicht auf.
Jetzt gibt es natürlich Leute, die diesen Film todlangweilig finden und ich akzeptiere das. »2001« ist mehr ein Kunstfilm im Stile von Tarkowski als ein Unterhaltungsfilm und vor allem am Ende nicht unbedingt leicht verdaulich. Aber man sollte den Einfluss, den der Streifen hatte, zu würdigen wissen und ihn als Science-Fiction-Fan kennen.
Regie: Stanley Kubrick
Drehbuch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke
Schauspieler: Keir Dullea, Gary Lockwood
Kamera: Geoffrey Unsworth
Land: USA, GB
Budget: 12 Mio. $
Start: 2.4.1968
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