
»Westworld« ist ein weiterer typischer Science-Fiction-Film der Siebzigerjahre, bevor »Star Wars« ins Kino kam. In einer anderen Filmbesprechung hatte ich bereits darüber diskutiert, dass nach den Mondlandungen 1969 eine technik- und gesellschaftskritische Welle aufkam. »Westworld« bedient sich bei beiden Themen. Regie und Drehbuch stammen von Michael Crichton, der mit »Jurassic Park« viele Jahre danach ein noch bekannteres technikkritisches Drehbuch schrieb. In den Siebzigern und frühen Achtzigern übernahm Crichton gern auch mal selbst den Regiestuhl – den man später aus noch zu erläuternden Gründen lieber anderen überließ.
In der Zukunft gibt es einen ganz besonderen Vergnügungspark. Die »Bewohner« dieser Einrichtung bestehen aus Robotern, mit denen man machen kann, was man will – man darf sie sogar umbringen. Die Freunde Peter und John geraten hier mit einem Cowboy-Roboter (Yul Brynner) aneinander. Es kommt zu einer Systemstörung und die Roboter laufen Amok. Peter und John müssen vor dem Revolverheld-Roboter fliehen, der sie gnadenlos verfolgt, und sich ihm letztendlich stellen.
Yul Brynner ist als Revolverheld-Roboter unschlagbar gut. Vor seinem eiskalten Blick gruselte ich mich mehr als zehn Jahre später vor Arnold »Terminator« Schwarzenegger. Die übrigen Schauspieler, darunter Richard Benjamin und James Brolin, spielen gut, leiden aber unter ihren flachen Charakteren.
Insgesamt wirft der Film einige interessante Fragen auf. Ist es moralisch vertretbar, sein Gegenüber einfach abzuknallen – aus Spaß – selbst, wenn es nur ein Kunstwesen ist? Es kommt auch zu Sex – auch hier können die Besucher des Parks mit den Robotern offenbar nach Belieben verfahren. Letzteres spricht der Streifen zwar am Rande an, ist aber am Ende nicht mutig genug, näher auf die Konsequenzen einzugehen. Aber vielleicht wäre das auch zu viel für einen Film aus dieser Zeit gewesen.
Crichton legte als Regisseur viel Wert auf das Setting, die Kulissen und die Effekte, hatte aber einen nicht immer ganz treffenden Blick auf das Timing. Das nimmt manchen Sequenzen die Spannung. Leider hat er das auch nie gelernt und sich darum ab Mitte der Achtzigerjahre wieder ausschließlich seinen Drehbüchern und Romanen gewidmet, was eine ganz hervorragende Tat war und uns schließlich »Jurassic Park« (Regie: Steven Spielberg) beschert hat.
Nichtsdestotrotz ist »Westworld« ein sehenswertes Werk, das von seinen Ideen lebt und über das man anschließend noch nachdenken und diskutieren kann.
»Westworld« war wohl auch der erste Film überhaupt, in dem man digitale Bildbearbeitung einsetzte. Um die Sicht des Roboters darzustellen, wurden Kameraaufnahmen digitalisiert und in einer verpixelten Darstellung wiedergegeben.
»Westworld« ist heute Kult und zog einen Nachfolger – »Futureworld« – sowie eine Fernsehserie in den Siebzigern nach sich, die aber nur mäßig erfolgreich war. Eine weitere Fernsehserie von Jonathan Nolan, die sich der Thematik bedient, ist gerade gestartet und absolut sehenswert.
Regie: Michael Crichton
Drehbuch: Michael Crichton
Schauspieler: Yul Brynner, Richard Benjamin, James Brolin
Musik: Fred Karlin
Kamera: Gene Polito
Land: USA
Start: 21.11.1973
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