Moonraker – Streng geheim

In der James-Bond-Filmreihe spielten Science-Fiction-Elemente seit den Anfängen eine tragende Rolle. Und selbst wenn die Handlung sich mit bodenständigen Themen beschäftigte, sorgte zumindest die Vielzahl an fantastischen Gadgets für einen Hauch Zukunft. Das hat sich erst mit den letzten Filmen ein wenig geändert, bei denen sich die Produzenten mit Darsteller Daniel Craig klassischen Themen zuwandten.

Schon der erste 007-Streifen 1962, »Dr. No«, hatte den Weltraum zum Thema. Sean Connery verhinderte als Agent den Abschuss von US-Raketen mit Hilfe einer vom Verbrechersyndikat betriebenen Atomanlage.

Eindeutig Science-Fiction war auch der fünfte Teil der Serie, als Erzbösewicht Blofeld von japanischem Boden aus Raketen startete, um amerikanische Gemini-Kapseln abzufangen. In den Sechzigerjahren wurden Weltraumthemen aufgrund des Apolloprogramms generell gern gesehen und lockten die Zuschauer ins Kino, sodass man nicht auf dieses Handlungselement verzichten wollte. Nach »Diamantenfieber«, wo Blofeld mit einem Lasersatelliten Washington verdampfen zu lassen beabsichtigte, wandte man sich in den Siebzigern mit den neuen James-Bond-Darstellern George Lazenby und Roger Moore erst mal irdischen Themen zu. Nichtsdestotrotz spielten Zukunftstechnologien eine tragende Rolle. In »Der Mann mit dem goldenen Colt« war eine überlegene Solartechnologie Dreh- und Angelpunkt – Laserkanone inklusive. In »Der Spion, der mich liebte« baute Bösewicht Karl Stromberg eine futuristische Unterwasserstation, bevor er mittels erbeuteter Atom-U-Boote die Erde zerstören wollte.

Anschließend folgte mit »Moonraker« der Science-Fiction-lastigste Streifen der Serie. Von der Prämisse her war »Moonraker« identisch mit seinem Vorgänger und typisch für viele frühe James-Bond-Filme: Ein Bösewicht will die Menschheit (oder zumindest einen großen Teil davon) auslöschen, um dann die Macht zu übernehmen. Im Gegensatz zu Stromberg will Hugo Drax in »Moonraker« das nicht von einer Unterwasserstation aus machen, sondern von einer Raumstation im erdnahen Orbit. Ich weiß noch, dass ich den Film damals sehr faszinierend fand, da er meines Erachtens die Zukunft in vielleicht zehn Jahren glaubwürdig darstellte. Der Streifen kam 1979 ins Kino, also zwei Jahre, bevor mit der Columbia das erste Shuttle in den Weltraum abhob. Damals hatte man noch große Pläne für das Raumfährenprogramm. Das Ziel war, Shuttles wöchentlich in den Orbit starten zu lassen. Mit ihrer Hilfe sollten Stationen im All aufgebaut werden, gegen die die ISS ein Witz ist.

Wenn man sich alte Skizzen der NASA anschaut, sieht man riesige Hangarkomplexe im Erdorbit, die der Station des Bondbösewichtes gar nicht so unähnlich waren. Realistisch schien auch der Kampf der Truppen in Raumanzügen mit Lasern außerhalb der Raumstation zu sein. So oder ähnlich stellte man sich Gefechte zwischen amerikanischen und russischen Militärastronauten im Falle des dritten Weltkrieges im Weltraum vor. Beide Mächte arbeiteten zumindest damals an der Technologie, wenn man sich das amerikanische SDI-Programm ins Gedächtnis ruft.

Ansonsten ist »Moonraker« sicher der überdrehteste und rasanteste aller Bond-Filme. Die Action, coole Sprüche und exotische Locations wechseln im Minutentakt – viel schneller und lauter, als das in den aktuellen Streifen der Fall ist, die für meinen Geschmack etwas zu spröde sind, auch wenn ich Daniel Craig sehr schätze. Aber die Darstellung von Roger Moore mit seinem trockenen Humor mochte ich immer besonders, obwohl man zugeben muss, dass die Handlung bei »Moonraker« stellenweise übertrieben ist. Manchmal meint man, eine Satire zu sehen. Astreines Popcorn-Kino der frühen Achtziger eben.

Das alles wurde mit viel Aufwand produziert, denn das Budget für »Moonraker« war etwa doppelt so hoch wie das seines Vorgängers. Ich habe immer noch viel Spaß damit, wenn ich mir den Film gelegentlich anschaue.

Science-Fiction-Elemente gab es auch nach »Moonraker« regelmäßig, auch wenn die Handlung sich zunächst wieder mehr mit irdischen Problemen beschäftigte. Vor allem bei 007-Darsteller Pierce Brosnan hielten mit EMP-auslösenden Satelliten und unsichtbaren Autos stark futuristische Komponenten Einzug in die Filme.

Seit der Einführung von Daniel Craig als James Bond wurde die Handlung zwar erst mal wieder betont klassisch ohne gigantische Sets und futuristische Spielereien umgesetzt, aber ich bin mir sicher, dass eine Zeit kommen wird, in der man sich nach die Welt vernichten wollenden Gigabösewichtern sehnt. Vielleicht muss James Bond ja irgendwann auf Mond oder Mars im Auftrag ihrer Majestät seine Lizenz zum Töten nutzen.

Regie: Lewis Gilbert
Drehbuch: Christopher Wood
Schauspieler: Roger Moore, Lois Chiles, Michael Lonsdale, Toshiro Suga, Richard Kiel, Corinne Cléry, Bernard Lee
Musik: John Barry
Kamera: Jean Tournier
Land: UK, F
Budget: 34 Mio. $
Start: 26.06.1979

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