
Ich liebe Filme, die sich mit dem Thema Zeitreisen beschäftigen. Bei den allermeisten ist es leider so, dass sie Logiklöcher haben, aber wenn der Streifen ansonsten gut gemacht ist, kann ich darüber mit Wohlwollen hinwegsehen. So ist es auch bei diesem netten, kleinen Film aus dem Jahr 1979. Allein die Grundidee ist sehr fantasievoll:
Der Schriftsteller H. G. Wells (McDowell) zeigt im London des Jahres 1893 seinen skeptischen Freunden eine von ihm konstruierte Zeitmaschine, als plötzlich Polizisten des Scotland Yard die Wohnung auf der Suche nach Jack the Ripper stürmen. Der Serienmörder hat in der Nachbarschaft zugeschlagen. Wells guter Freund Stevenson entpuppt sich als der Gesuchte und flieht mit der Zeitmaschine ins Jahr 1979. Wells folgt ihm in die Zukunft und nach San Francisco.
Amüsant sind die ersten Erfahrungen Wells’ in unserer (schon vergangenen) Gegenwart, die er sich als Utopia vorstellte, sodass der Film auch Gesellschaftskritik beinhaltet. Stevenson fängt wieder an zu morden, ist im San Francisco der Siebzigerjahre aber eher ein kleines Licht.
Trotz der schon erwähnten Logiklöcher (warum kommt der Zeitreisende in einer im Museum stehenden Maschine heraus, obwohl die Maschine mit ihm 1893 verschwunden ist?) ist der Film spannend aufgebaut, mit der richtigen Mischung aus trockenem Humor und Suspense.
Man muss deutlich sagen, dass das Werk von den guten Leistungen der Schauspieler lebt. David Warner (»Time Bandits«, »Titanic«) als Stevenson gibt wieder einmal einen überzeugenden Bösewicht ab. Mary Steenburgen (»Zurück in die Zukunft 3«) ist eher schmückendes Beiwerk, aber Malcolm McDowell (»Das fliegende Auge«, »Uhrwerk Orange«) darf ausnahmsweise den Guten spielen und kriegt das auch ausgezeichnet hin.
Eine interessante Anekdote: McDowell besorgte sich eine Schallplatte mit einer Ansprache des richtigen H. G. Wells, um seinen Sprachstil zu übernehmen. Erschrocken stellte er fest, dass der Schriftsteller in einem derart hohen, quietschenden Tonfall redete, dass McDowell von dieser Idee ganz schnell Abstand nahm.
Ausdrücklich loben muss man die Filmmusik von Altmeister Miklós Rózsa, der für die Zeitreise eine umwerfende Komposition schuf.
»Flucht in die Zukunft« war die erste Regiearbeit von Nicholas Meyer, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film war bei Kritikern und Publikum ein Erfolg und ermöglichte es Meyer, den Regiestuhl bei »Star Trek II: Der Zorn des Khan« zu übernehmen.
In meinen Augen verdient der Film wegen seiner innovativen Geschichte eine klare Empfehlung.
Regie: Nicholas Meyer
Drehbuch: Nicholas Meyer
Schauspieler: Malcolm McDowell, David Warner, Mary Steenburgen
Musik: Miklós Rózsa
Kamera: Paul Lohmann
Land: USA
Start: 31.8.1979
Hinterlasse jetzt einen Kommentar