
Nach dem kommerziellen Erfolg des ersten »Star Trek«-Films entschied man sich für eine Fortsetzung. Da der Vorgänger aber unschmeichelhafte Kommentare von Kritikern und Zuschauern hatte einstecken müssen, senkte man das zur Verfügung stehende Budget und entfernte »Star Trek«-Schöpfer Gene Roddenberry aus der Produktion. Dieser fungierte nur noch als Berater und hatte ansonsten nicht viel zu melden. Dabei hatte Roddenberry seine eigene Version einer Geschichte für den Film präsentiert: Klingonen sollten die Ermordung von John F. Kennedy verhindern, um ein Zeitparadoxon auf der Erde zu schaffen.
Harve Bennett, der neue Produzent, hatte keine Ahnung von »Star Trek« und schaute sich zunächst einmal die alte Fernsehserie aus den Sechzigern an. Er kam zu dem Schluss, dass der neue Film einen Bösewicht brauchte, und reaktivierte die Figur des Khan aus der Serienfolge »Der schlafende Tiger«. Außerdem sollte der Film mehr Action haben.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei vielen Fans gilt der Film als der beste der Serie. Khan (Montalbán) will sich an Admiral Kirk (Shatner) rächen, der seinerzeit verantwortlich für den Tod von Khans Frau war und seine Mannschaft auf einem unwirtlich gewordenen Planeten ausgesetzt hatte. Dabei überfällt Khan eine Forschungsstation, wo ihm die Genesis-Technologie in die Hände fällt, mit der man ganze Planeten bewohnbar machen, aber auch zerstören kann.
Gemäß der »Star-Trek«-Ideologie werden trotz der zunehmenden Actionlastigkeit gleichermaßen ernste Themen angesprochen. Neben dem Älterwerden der Enterprise-Stammcrew wird in Zusammenhang mit der Genesistechnologie noch dazu die Dualität wissenschaftlicher Entwicklungen thematisiert. Diese Technik kann gleichzeitig Leben schaffen, aber ebenso zerstören, je nachdem, in welche Hände sie fällt. Das könnte als interessante Allegorie zur damals aufkommenden Kritik an der Kernkraft gedeutet werden.
Auch auf die Charakterisierung wird diesmal deutlich mehr Wert gelegt. Kirk und seine Mannschaft sind vielschichtiger angelegt als im Vorgänger, wo sie über weite Strecken eher passiv an der Handlung teilnahmen. Das Aufeinandertreffen mit Kirks erwachsen gewordenem Sohn trägt ebenso zur Tiefe des Films bei.
Das deutlich niedrigere Budget ist dem Streifen zwar anzumerken – so recycelte man einige Szenen (z.B. im Raumdock) aus dem Vorgängerfilm. Das verabscheue ich normalerweise zutiefst, aber diese Praxis hält sich Gott sei Dank auf einem Minimum. Weiteres Geld konnte man sparen, indem man zahlreiche Sets (Brücke der Enterprise usw.) wiederverwendete. Die Effekte sind trotzdem auf der Höhe der Zeit.
In dem Werk wird wieder deutlich, dass ein gutes Drehbuch signifikant maßgeblicher für die Qualität eines guten Filmes ist als Spezialeffekte und ein möglichst großes Budget. Das ist eine Lektion, die in meinen Augen gerade heute, im Zeitalter des BlockbustervernichtungsCGIActionfilms einige Produzenten wieder lernen sollten.
Spocks Tod am Ende des Films wurde sehr kontrovers aufgenommen. Eigentlich hatte Leonard Nimoy nicht mehr weitermachen wollen, aber nach den Reaktionen auf den Tod seiner Figur kehrte er wieder zur Serie zurück und spielte bis zu seinem Tod in den »Star Trek«-Reboots, dreißig Jahre später, die Rolle als menschelnder Vulkanier.
Ich persönlich habe einen anderen Favoriten, was den besten »Star Trek«-Film angeht, aber ich habe volles Verständnis, dass »Der Zorn des Khan« der Liebling vieler Fans ist.
Regie: Nicholas Meyer
Drehbuch: Jack B. Sowards
Schauspieler: William Shatner, Leonard Nimoy, Ricardo Montalbán, DeForest Kelley, James Doohan, George Takei, Nichelle Nichols, Walter Koenig, Kirstie Alley
Musik: James Horner
Kamera: Gayne Rescher
Land: USA
Budget: 11,2 Mio. $
Start: 04.06.1982
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