Star Trek: Der Film

Für Science-Fiction-Fans sind die regelmäßig im Kino erscheinenden »Star Trek«-Filme mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Ähnlich wie bei den James-Bond-Streifen fragt man sich hin und wieder: »Wann kommt denn der Nächste?«. Und wie bei den James-Bond-Filmen macht es Spaß, sich alle erschienenen der Reihe nach nochmal anzusehen, weil dabei auch die Evolution sichtbar wird.

Nachdem die klassische Serie 1969 eingestellt wurde, bearbeitete »Star Trek«-Schöpfer Gene Roddenberry die Paramount-Studios, doch zumindest noch einen Kinofilm folgen zu lassen. Das mündete in einem ziemlichen Hin und Her. Zuerst bekam der Film 1975 grünes Licht, dann plante man eine neue »Star Trek«-Fernsehserie, die »Star Trek: Phase II« heißen sollte. Nach den Erfolgen von »Star Wars« und »Unheimliche Begegnung der dritten Art« entschied sich das Studio schließlich doch für den Film und beschloss, hier mal richtig Nägel mit Köpfen zu machen. Es wurde die größte Pressekonferenz bei Paramount seit den Fünfzigern abgehalten, in der man die Öffentlichkeit über die Pläne informierte. Regie sollte Veteran Robert Wise (»Der Tag, an dem die Erde stillstand«) übernehmen, die Pilotfolge der ursprünglich geplanten Fernsehserie erweiterte man zu einem Kinofilmskript. Die Enterprise wurde neu designt, neue Uniformen wurden kreiert und mit hohem Aufwand teure Sets entworfen. Für die Spezialeffekte engagierte man die beiden Top-Genies des Genres: Douglas Trumbull setzte Maßstäbe bei »2001: Odyssee im Weltraum« und John Dykstra schuf die realistischen Raumkämpfe in »Star Wars«. Gerade die aufwendigen Spezialeffekte waren schwieriger als zunächst gedacht. Sie katapultierten das Budget von geplanten 15 Millionen auf unerhörte 46 Millionen US-Dollar, da man mit vielen Shots unzufrieden war und diese neu konzipiert und realisiert werden mussten. Den Erscheinungstermin konnte man gerade so einhalten. Die fertige Schnittversion wurde wenige Tage vor der Premiere abgeliefert. Und nicht jeder war mit dem Ergebnis zufrieden.

Das Skript basiert auf einem Entwurf von Science-Fiction-Autor Alan Dean Foster. Es geht um eine Energiewolke, die bereits mehrere Raumschiffe zerstört hat und sich unaufhaltsam der Erde nähert. James T. Kirk, der sich in einem Anfall von Ehrgeiz in das Kommando der Enterprise zurückintegriert hat, und seine Crew stellen sich der Gefahr und machen eine ungeheuerliche Entdeckung.

Man merkt der Handlung deutlich an, dass sie ursprünglich für die Pilotfolge einer Fernsehserie konzipiert war, denn die Story ist extrem linear und dünn, auch wenn die Grundprämisse mit der Auflösung recht originell ist. Auf die Charaktere und ihre Entwicklung wird nicht sonderlich eingegangen. Zumeist hat man den Eindruck, dass die Spezialeffekte die Hauptrolle des Films übernommen haben. Wiederholt verbringt der Streifen endlose Minuten damit, zu den symphonischen Kompositionen Jerry Goldsmiths an Raumschiffen vorbeizufliegen, wie in der Anfangssequenz, in der Kirk und Scotty mit einem Shuttle die gerade überholte Enterprise umrunden. Ich gebe zu, ich mag so etwas ja, wenn es gut gemacht ist, aber für die Michael-Bay-erprobte Jugend von heute müssen solche Szenen wie die filmgewordene Langeweile aussehen. Offensichtlich hat man sich hier eng an ähnlichen Sequenzen aus »2001: Odyssee im Weltraum« orientiert.

Manche Szenen wirken leider auch recht naiv, wie die Aufnahme, als die Enterprise das erste Mal auf Warp geht und in ein Wurmloch gezogen wird. Mit den Kameraschliereneffekten und dem Technogebrabbel ist diese Szene zumindest heute unfreiwillig komisch – fast schon wie eine Parodie.

Leider agieren auch die etwas zu sehr geschminkten Protagonisten (trägt man auf Vulkan Lippenstift?), allen voran William Shatner, recht hölzern. James Doohan sieht man nicht sehr oft und George Takei und Walter Koenig sind bloß schmückendes Beiwerk. Mit seinem trockenen Humor überzeugt allerdings DeForest Kelley als »Pille«, und die Nebenfiguren, Persis Khambatta und Stephen Collins, sind menschlicher und interessanter als die Stammcrew in diesem Film. James T. Kirk kommt als überambitionierter Kommandant, der seinen abgelösten Vorgänger nach Belieben in der Gegend herum scheucht, als Unsympath rüber. In Konkurrenz zu den Spezialeffekten hat die Crew sehr oft nichts anderes zu tun, als ungläubig auf den Monitor zu starren und bedeutungsschwangere Blicke auszutauschen.

Auch Fans und Kritiker waren nicht sonderlich von dem Film begeistert. Aufgrund der vielen langatmigen Szenen bekam das Werk – im Original heißt es »Star Trek: The Motion Picture« – einige vielsagende Spitznamen wie »Star Trek: The Slow Motion Picture« oder »Star Trek: The Motionless Picture«.

Im Gegensatz zu ähnlichen Filmen dieser Zeit zeigt sich jedoch die Stärke von »Star Trek«. Während »Star Wars« ein Popcorn-Spektakel und »Alien« ein Horrorstreifen ist, versucht »Star Trek«, sich auch philosophischen Fragen zu stellen, und ist trotz aller Unzulänglichkeiten der intelligenteste dieser Filme.

Regie: Robert Wise
Drehbuch: Harold Livingston
Schauspieler: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, Walter Koenig, Nichelle Nichols, George Takei
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Richard H. Kline
Land: USA
Budget: 46 Mio. $
Start: 7.12.1979

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