
Millennium ist ein kleiner, aber interessanter SF-Film aus den späten Achtzigern, der eine ungewöhnliche Idee hat. Der Streifen basiert auf einer Kurzgeschichte namens »Air Raid« von John Varley. Die Geschichte dreht sich darum, dass die Bevölkerung in der Zukunft unfruchtbar geworden ist und darum todgeweihte Menschen aus der Gegenwart entführt und durch die Zeit gebracht werden, um das Aussterben der Menschheit zu verhindern. Um möglichst viele sterbende Personen an einem Platz zu haben, öffnet man das Zeitportal in Flugzeugen, kurz bevor diese abstürzen. Die Leute raus aus der Maschine und präparierte Leichen rein, damit in der Gegenwart niemand etwas merkt und es zu keinem Zeitparadoxon kommt.
Leider gibt es bei einer dieser Missionen Komplikationen. Die Zeitreisende Louise (Ladd) reist in die Gegenwart, um die Nachforschungen der Luftfahrtbehörde zu sabotieren und eine verlorene Betäubungswaffe aus der Zukunft sicherzustellen. Dabei verliebt sie sich in den Chef-Ermittler (Kristofferson), baut so richtig Murks und gefährdet die komplette Zukunft.
Die Prämisse ist recht kurios, trägt »Millennium« aber ganz gut. Die Idee einer durch Seuchen oder Umweltkatastrophen ruinierten Erde sieht man auch in anderen Produktionen aus dieser Zeit, wie in »12 Monkeys«. Die Bewohner der Zukunft und die Designs erinnern in der Tat an den Streifen mit Bruce Willis und Brad Pitt, der ein paar Jahre später in die Kinos kam. Während »12 Monkeys« eher skurril und streckenweise wie eine Parodie rüberkam, fehlt in »Millenium« jeglicher Humor. Das steht im Gegensatz zu den grotesken Designs und Make-ups der Zukunft.
Die Frisuren waren in den Achtzigern ja sowieso schon schlimm. Man kann sich denken, wie man sich in diesen Jahren das futuristische Haarstyling vorstellte.
Die Schauspieler geben durchweg eine gute Figur ab und schaffen es, ihre Charaktere trotz des unglaubwürdigen Szenarios mit der nötigen Wärme auszustatten. Man findet sie als Zuschauer sympathisch.
Die Effekte von »Millennium« sind für das vor-digitale Zeitalter ganz gut gelungen, daran gibt es nichts auszusetzen. Regie führte Altmeister Michael Anderson, der schon in den Fünfzigern Klassiker wie »In 80 Tagen um die Welt« oder später »Geheimaktion Crossbow« drehte und in den Siebzigern Science-Fiction-Erfahrung mit »Flucht ins 23. Jahrhundert« sammeln konnte. Vielleicht hätte es dem Film gutgetan, einen jüngeren Regisseur mit einer größeren Vision ranzulassen. An der Produktion war aber wohl schon seit Anfang der Achtziger herumgefeilt worden. Einige Regisseure sprangen ab und das Drehbuch wurde mehrfach umgeschrieben, was dem Film sichtbar geschadet hat.
Was bleibt, ist ein durchaus sehenswerter, aber letztlich durchschnittlicher Science-Fiction-Film mit einer interessanten Idee.
Regie: Michael Anderson
Drehbuch: John Varley
Schauspieler: Kris Kristofferson, Cheryl Ladd, Robert Joy, Brent Carver
Musik: Eric N. Robertson
Kamera: Rene Ohashi
Land: USA
Start: 25.08.1989
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