Aelita

Der Stummfilm ist die erste sowjetische Science-Fiction-Produktion und zeitgeschichtlich bedeutend, da sie den Idealismus des Klassenkampfes thematisiert und das aufwendige Produktionsdesign bald von den meisten anderen internationalen Filmprojekten aufgegriffen wurde.

In dem Film geht es um den Ingenieur Loss, der Tagträume vom Mars hat. Er macht sich daran, ein Weltraumschiff zu konstruieren, das ihn zum Nachbarplaneten bringen soll, was ihm schließlich auch gelingt. Dort stößt er auf die Marskönigin Aelita, die ihn schon lange durch ihr Teleskop beobachtet. Ein anderer mitgereister Kosmonaut wird festgenommen, zu abtrünigen Sklaven in die Zelle gesteckt und stachelt die anderen Häftlinge zu einer Revolution an. Zu Loss’ Schrecken schließt sich Aelita dem Aufstand an, aber nur, um sich danach zur Alleinherrscherin zu erklären und die Sklaven wieder in die Zellen zu treiben.

Das Drehbuch ist aus der gleichnamigen Novelle von Alexei Tolstoi hervorgegangen und thematisiert die russische Revolution. Ein Großteil des Films spielt so auch in Moskau, wo die Menschen unter den Nachwirkungen des Krieges leiden. Ohne jetzt zu sehr ideologische Deutungsversuche zu unternehmen, über die man gewiss Doktorarbeiten schreiben könnte: Der Film idealisiert zwar die Revolution, warnt aber auch vor den Gefahren, sich dem falschen Führer anzuschließen. Und genau aus diesem Grunde wurde der Streifen in der späteren Sowjetunion zensiert.

Ich selbst bin nicht unbedingt ein Fan von Stummfilmen, aber beim Anschauen überraschte mich doch sehr, wie viel der Film mit seiner Komplexität, den Haupt- und Nebenhandlungen, seinen dramatischen Momenten, aber auch eingestreuten komödiantischen Szenen mit den heutigen Filmen gemein hat.

Ebenso beeindruckend sind die Produktionswerte, allen voran die Kulissen der Sequenzen, die auf dem Mars spielen und die Kostüme, die damals einen großen Einfluss auf viele folgende Science-Fiction-Filme hatten, meiner Meinung nach auch auf die Produktionen von Fritz Lang in Deutschland in den nächsten Jahren.

In der Sowjetunion war der Streifen ein großer Erfolg. Viele Eltern benannten ihre Töchter darauf nach seiner tragischen Heldin, Aelita.

Für filmgeschichtlich Interessierte ganz sicher sehenswert.

Regie: Jakow Protasanow
Drehbuch: Alexei Fajko, Fjodor Ozep
Schauspieler: Julija Solnzewa, Igor Iljinski, Nikolai Zereteli, Nikolai Batalow
Kamera: Emil Schünemann, Juri Scheljabuschski
Land: UdSSR
Start: 25.09.1924

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