
In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre liefen die Vorbereitungen für die erste Mondlandung auf Hochtouren. Etwa zu dieser Zeit gab es auch einige interessante inhaltliche und stilistische Änderungen bei den typischen Science-Fiction-Werken jener Zeit. In den Fünfzigern war der typische SF-Film wahlweise entweder eine Geschichte über die Invasion von Außerirdischen (mit fliegenden Untertassen) oder Abenteuer von menschlichen Forschern (mit fliegenden Untertassen) in der Galaxis. Beispiele sind hier »Alarm im Weltall« oder »Fliegende Untertassen greifen an«.
Als die Menschen sich ab 1961 daran machten, in der Wirklichkeit den Weltraum zu erobern und die Amerikaner im selben Jahr ihre geplanten Mondlandungen ankündigten, veränderten sich schlagartig auch die Geschichten der Weltraumabenteuer im Kino. Ganz typisch für jene Zeit waren Filme, die sich mit dem Abenteuer der Mondlandung oder der aktuellen Raumfahrt beschäftigten. Zum Beispiel »Verschollen im Weltraum« oder der James-Bond-Film »Man lebt nur zweimal«, wobei der eine die Apollo-Flüge, der andere die Gemini-Missionen thematisierte. Leider fast schon aus dem Gedächtnis verschwunden, aber gut gemacht und typisch für die Zeit ist »Countdown: Start zum Mond«.
Auch hier hat man eine Handlung gewählt, die sich eng ans amerikanische NASA-Programm anlehnt:
Die Amerikaner haben Schwierigkeiten mit ihrem Apollo-Programm und die Sowjets beabsichtigen, in naher Zukunft ihrerseits eine Mondlandung durchzuführen. Um den Sowjets doch noch zuvorzukommen, plant die NASA die Landung eines Astronauten mit einer modifizierten Gemini-Kapsel auf dem Mond. Da es keinen Rückflug gibt, soll der Astronaut in einer Art Biwak auf dem Mond ausharren, bis Apollo endlich funktioniert und er abgeholt werden kann. Der ursprünglich vorgesehene Astronaut Chiz (Robert Duvall) scheidet aus politischen Gründen aus und Neuling Lee Stegler (James Caan) soll seine Position einnehmen, was für erhebliche Probleme und Spannungen sorgt.
»Countdown: Start zum Mond«, der übrigens der erste Studio-Kinofilm von Regielegende Robert Altman war, ist handwerklich gesehen eher durchschnittlich. Mit Robert Duvall und James Caan hat man zwar zwei hervorragende Schauspieler verpflichtet, aber die Charakterisierungen im Drehbuch wirken farblos, und auch die Spannungsbögen im Film funktionieren nie so richtig.
Interessant ist der Film vor allem deswegen, weil er sich so eng an die Vorgänge jener Zeit anlehnt. Somit gibt er ein gutes Bild des Raumfahrtprogramms der Sechzigerjahre mit der damaligen Technokratie und der Getriebenheit der am Programm beteiligten Personen wieder. Auch die politischen Zwänge, um jeden Preis einen Amerikaner vor den Sowjets auf den Mond zu bringen, gleich, welches Risiko der Astronaut eingeht, sind heute undenkbar, werden im Film aber sehr gut herausgestellt.
Die Produktion profitiert vor allem von der engen Zusammenarbeit mit der NASA, deren Einrichtungen und Simulatoren man damals nutzen durfte. Eben weil der Film in jener Zeit gedreht wurde, gibt er ein viel realistischeres Bild der Sechzigerjahre wieder, als es später in »Der Stoff, aus dem die Helden sind« satirisch parodiert oder mit »Apollo 13« romantisch verklärt wurde. Aus diesem Blickpunkt ist »Countdown: Start zum Mond« wie ein ehemals durchschnittlicher Wein, der mit dem Alter eine interessante Note erhält – wenn man sich für die NASA-Geschichte interessiert.
Regie: Robert Altman
Drehbuch: Loring Mandel
Schauspieler: James Caan, Joanna Moore, Robert Duvall
Musik: Leonard Rosenman
Kamera: William W. Spencer
Land: USA
Start: 20.08.1967
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