Sie leben

1988 brachte Altmeister John Carpenter diesen ungewöhnlichen Science-Fiction-Streifen mit Horrorelementen an den Start, der eine interessante Prämisse hat.
John (Piper) hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und lebt in einer Obdachlosensiedlung in Los Angeles. Er findet eine seltsame Brille, durch die er die Welt sehen kann, wie sie wirklich ist. Werbeplakate verwandeln sich in Schilder mit Befehlen wie »Gehorche!« oder »Denk nicht nach!«. Schlimmer noch: Manche Mitmenschen sind hässliche Gestalten mit totenkopfähnlichen Gesichtern. John vermutet, dass die Erde von Außerirdischen infiltriert wurde, die die Menschheit durch subtile Indoktrination beherrschen. Mit seinem Kumpel Frank (David) versucht er, die Wahrheit herauszufinden.

Der Film ist eine interessante Parabel auf die moderne Zivilisation und die Folgen von Kapitalismus und Materialismus. Er ist gut dazu geeignet, die heutige Welt zumindest ein wenig zu hinterfragen. Gehorchen wir Außerirdischen oder ganz einfach nur der eigenen Habgier? Am Ende spielt es keine Rolle.

»Sie leben« wurde von Carpenter nach einigen Flops mit wenig Geld realisiert. Das merkt man dem Film im Vergleich zu anderen Produktionen aus den späten Achtzigern deutlich an. Wer futuristische Kulissen erwartet, wird enttäuscht werden. Der Film spielt hauptsächlich in hässlichen Gegenden von Los Angeles, was dem Film eine ziemlich trübe Atmosphäre verleiht. Bekannte Schauspieler sucht man vergeblich. Die Hauptrolle übernahm der kanadische Wrestler Roddy Piper, dessen schauspielerisches Talent begrenzt ist, was bei der Schlichtheit seiner Rolle aber nicht viel ausmacht. Professioneller agiert da schon Keith David (»Das Ding aus einer anderen Welt«) als Frank.

Die Handlung basiert auf einer Kurzgeschichte von Ray Nelson. Man merkt, dass Carpenter Mühe hatte, daraus einen neunzigminütigen Film zu stricken. Trotz der kurzen Laufzeit ist der Streifen stellenweise zu langatmig.

Das Kapital des Werkes ist die interessante Idee, und leider ist sie auch das Einzige, was das Ganze sehenswert macht. In der Sammlung muss man den Film nicht haben, es sei denn, man ist John-Carpenter-Fan. Wenn der Streifen im Fernsehen läuft, kann man ihn sich aber durchaus ansehen – obwohl er dort sicher wegen einiger brutaler Szenen stark geschnitten sein dürfte.

Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter
Schauspieler: Roddy Piper, Keith David, Meg Foster
Musik: John Carpenter, Alan Howarth
Kamera: Gary B. Kibbe
Land: USA
Budget: 3 Mio. $
Start: 4.11.1988

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