
Eigentlich ist »Unternehmen Capricorn« mehr ein Thriller als ein Science-Fiction-Film, aber die Prämisse um eine gefakte Marsmission macht den Streifen auch für Weltraumfreunde interessant.
Die Astronauten Brubaker (Brolin), Willis (Waterston) und Walker (Simpson) werden kurz vor dem Start aus ihrer Rakete wieder herausgeholt und zu einem verlassenen Militärstützpunkt gefahren, während das Raumschiff per Automatik zum Mars fliegt. In der Militärbasis erfahren die Astronauten, dass ihre Mission wegen fehlerhafter Bauteile keine Chance auf Erfolg hat. Um die Finanzierung des Raumfahrtprogramms nicht zu gefährden, zwingt NASA-Programmleiter Kelloway (Holbrook) die drei, bei einer nachgestellten Marsmission im Studio mitzuspielen. Währenddessen kommt Reporter Caulfield (Gould), der einen Freund bei der NASA hat, dem Schwindel auf die Spur.
Nach den Lügen des Vietnamkrieges und Watergate waren viele Amerikaner zutiefst von ihrer Regierung enttäuscht und hatten ein großes Misstrauen gegenüber allen öffentlichen Behörden entwickelt, gepaart mit einer zunehmenden Skepsis im Hinblick auf technische Großprojekte. Der Film greift diese kritischen Themen, wie viele andere Streifen in den Siebzigern, auf und bietet ein interessantes »Was wäre, wenn«-Szenario. In dem Film wurde die Flughardware aus dem Apollo-Programm (Saturn-Raketen, Apollo-Kommandomodul und Mondlandefähre) genutzt, was verdeutlicht, dass es im Grunde gar nicht um eine zukünftige Marsmission, sondern um ein Hinterfragen der stattgefundenen Mondlandungen geht.
Gezeigt wird ein Regierungsapparat, der sich verselbstständigt hat und weder davor zurückschreckt, das eigene Volk zu täuschen, noch Skrupel hat, seine Helden umzubringen, wenn es »der guten Sache« dient. Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber ich stimme mit der Aussage des Streifens überein, dass man stets alles hinterfragen sollte, was der Staat einem aufzutischen versucht.
Natürlich handelt es sich hier um einen Film, der neben den ernsten Anklängen auch unterhalten soll. Trotz Längen in der zweiten Hälfte und einem etwas ungeschickten Timing zwischen den Handlungsebenen kann der Streifen durch seine gut begründete Motivation der Verschwörung und einige starke Actionszenen überzeugen. Die Schauspieler geben eine gute Leistung ab, auch wenn Charaktertiefe und -entwicklung keine bedeutende Rolle spielen. Tatsächlich dauert es seine Zeit, bis man mit den Figuren mitfühlt.
Im Grunde ist »Unternehmen Capricorn« ein Indiefilm, der abseits der großen Hollywoodstudios finanziert wurde. Regisseur Hyams hatte zu der Zeit keinen sonderlich guten Ruf, was sich nach dem Erfolg dieses Werks ändern sollte und ihm seine nächsten Projekte, darunter »Outland – Planet der Verdammten«, ermöglichte.
Der Film hatte kein großes Budget und war auf Gedeih und Verderb von der Unterstützung der NASA abhängig. Da der Produzent gute Kontakte zu der Weltraumbehörde hatte, stellte man dem Film eine Vielzahl von Requisiten, darunter einen Prototypen der Mondlandefähre, zur Verfügung. Verschwörungstheorien bezüglich der Mondlandung kursierten schon vorher, aber erst dieses Werk machte sie einem größeren Publikum bekannt. So ist es eine Ironie der Geschichte, dass die NASA durch die Unterstützung des Streifens ihre eigenen Skeptiker unterstützte. Aber die Weltraumbehörde hat sich nie sehr an den Verschwörungstheoretikern gestört und diese weitestgehend ignoriert, was sicher die beste Reaktion ist.
Nicht nur wegen des spannenden Themas, sondern auch durch seine handwerklich solide Produktion ist »Unternehmen Capricorn« auf jeden Fall ein sehenswerter Film.
Regie: Peter Hyams
Drehbuch: Peter Hyams
Schauspieler: Elliott Gould, James Brolin, O. J. Simpson, Hal Holbrook, Telly Savalas, Sam Waterston
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Bill Butler
Land: USA
Budget: 5 Mio. $
Start: 02.06.1978
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