Projekt Brainstorm

Eine wirklich interessante Geschichte verfolgt die zweite Regiearbeit von Spezialeffektguru Douglas Trumbull, wobei die Umsetzung nicht immer die beste ist.

Ein Team von Wissenschaftlern um Michael Brace (Walken) und Lilian Reynolds (Fletcher) arbeitet an einer Computer-Gehirn-Schnittstelle. Sie stellen ein Gerät her, mit dem Erlebnisse und Gefühle aufgezeichnet und im Gehirn eines anderen wiedergegeben werden können. Allerdings meldet auch das Militär Interesse an der Erfindung an. Schließlich läuft das Experiment aus dem Ruder, als Lilian während einer Aufzeichnung an einem Herzinfarkt stirbt. Nachdem Michael aus dem Projekt ausgeschlossen wurde, setzt er alles daran, das Band in die Hände zu bekommen, weil er sich erhofft, dadurch etwas über Lilians Tod zu erfahren.

Das Szenario ist hochinteressant und die Drehbuchautoren haben einige kuriose Seitenaspekte einer solchen Erfindung beleuchtet. So kommt ein Mitarbeiter des Teams auf die dämliche Idee, den Orgasmus auf einem illegal aufgenommenen Sexband zu einer Endlosschleife zusammenzuschneiden und verwandelt sich nach einigen Stunden Dauerorgasmus in einen lallenden Idioten. Den Vor- und Nachteilen einer Gehirnschnittstelle wird im Film gründlich nachgegangen. Aber gleichzeitig ist das auch einer der Schwachpunkte des Werks, denn vor lauter Nebenschauplätzen gelingt es »Projekt Brainstorm« leider nie, ein zentrales Thema zu finden. So habe ich mich nach anderthalb Stunden gefragt, was denn jetzt das zu lösende Problem in der Handlung des Films sein soll. Sind es die Beziehungen der Protagonisten? Die Fragen über das Leben nach dem Tod? Oder doch das Missbrauchspotenzial einer solch bahnbrechenden Erfindung? Spannung kommt leider nie wirklich auf. Und am Ende, wenn Michael der verstorbenen Kollegin dank der Schnittstelle in den Himmel folgt, wird das Ganze nicht nur kitschig, sondern überschreitet auch die Grenze zum unfreiwilligen Humor. Ein besserer Regisseur als Trumbull hätte aus der Handlung vielleicht mehr herausgeholt.

Die Produktionswerte des Films sind dabei aber gut, Effekte und Kulissen recht eindrucksvoll. Unter den Schauspielern sticht besondern Louise Fletchers vom Experiment besessene Kettenraucherin hervor.

Das Projekt stand schon während der Dreharbeiten unter keinem guten Stern. Zuerst ertrank Hauptdarstellerin Natalie Wood unter ungeklärten Umständen bei einem Bootsausflug, was die finanziell angeschlagene Produktionsfirma MGM zum Anlass nahm, die Dreharbeiten einzustellen. Nur Trumbulls Vehemenz und der Finanzspritze einer Versicherungsgesellschaft ist es zu verdanken, dass das Werk am Ende doch noch fertiggestellt wurde. Allerdings verdarb der Druck, den Trumbull auf MGM ausübte, auch seinen Ruf in Hollywood, sodass »Projekt Brainstorm« sein letzter auf dem Regiestuhl realisierter Film war.

Der Streifen wurde dann auch kein Erfolg. An den Kinokassen war er ein Flop und von den Kritikern wurde er mit durchschnittlichen Bewertungen versehen.

Was bleibt, ist ein Film mit einer interessanten Prämisse, der sich dabei aber an seinen eigenen Erwartungen gehörig verhoben hat und darum letztlich nur Mittelmaß ist.

Regie: Douglas Trumbull
Drehbuch: Philip Frank Messina, Robert Stitzel
Schauspieler: Christopher Walken, Natalie Wood, Louise Fletcher, Cliff Robertson
Musik: James Horner
Kamera: Richard Yuricich
Land: USA
Budget: 18 Mio. $
Start: 30.09.1983

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