Rakete zum Mond

»Rakete zum Mond«, auch bekannt unter dem Titel »Endstation Mond«, wurde neunzehn Jahre vor der ersten Mondlandung gedreht und kam zehn Jahre vor der ersten Erdumkreisung von Juri Gagarin ins Kino. Insofern ist es interessant, wie Hollywood sich die Reise zum Mond vor Beginn des Raumfahrtzeitalters vorgestellt hat. Interessant sind auch die Namen der beteiligten Personen. Produziert wurde das Ganze von George Pal, der mit »Kampf der Welten« und »Die Zeitmaschine« später zwei Klassiker des Genres drehen sollte. Die Romanvorlage stammt von dem bekannten Science-Fiction-Autor Robert A. Heinlein (»Starship Troopers«), der auch am Drehbuch mitschrieb.

Kurz gefasst geht es darum, dass ein privates Konsortium eine Rakete baut, mit der vier Menschen eine Reise zum Mond planen und sowohl auf dem Weg dorthin als auch auf dem Mond selbst einige Abenteuer bestehen müssen.

Um ehrlich zu sein, hat mir »Rakete zum Mond« nicht wirklich gefallen, was hauptsächlich am Drehbuch liegt. Ein Gutes hat der Film: Man hat versucht, eine Mondreise weitgehend realistisch mit der damals absehbaren Technik darzustellen, was man eher selten sieht und von mir daher auch einige Pluspunkte bringt. Kulissen und Effekte hat man zwar mit halbwegs hohem Aufwand realisiert – was dem Film auch einen Oscar einbrachte und eine Auszeichnung bei der ersten Berlinale 1951 -, aber meiner Meinung nach fehlen Innovationen, wie sie in anderen SF-Filmen der Fünfzigerjahre gemacht wurden, um den Film hervorstechen zu lassen.

Die Handlung von »Rakete zum Mond« ist sehr linear und birgt kaum Überraschungen. Die Abenteuer beschränken sich auf eine kaputte Antenne, die im All repariert werden muss oder auf die Erkenntnis, dass man zu wenig Treibstoff mithat, was man auf dem Mond durch das simple Entfernen von Ballast löst. Auf dem Mond selbst bewegen sich die Schauspieler vor gemalten Leinwänden, die zwar mit großem Aufwand gefertigt wurden, aber wieder wenig innovativ sind. Dazu erinnert das Ganze derart frappierend an den deutschen Stummfilmklassiker »Frau im Mond«, dass man fast schon von einem Plagiat sprechen kann.

Die gesamte Machart, also Regie, Drehbuch, Charakterauswahl und -darstellung und auch Filmmusik, entspricht den typischen Vierziger-/Fünfzigerjahre-Abenteuerfilmen, die man in den Weltraum verlegt hat. Besonders die Charaktere sind eher langweilig und ohne Ecken und Kanten und entsprechen in ihrer Zusammenstellung typisch den Filmen jener Zeit, inklusive des sympathischen, treudoofen Spaßvogels. Wäre man hier etwas mutiger gewesen, hätte man deutlich mehr daraus machen können.

Nostalgisch interessant ist eine fast fünfminütige Sequenz mit der alten Zeichentrickfigur »Woody Woodpecker«, die dem Zuschauer das Prinzip des Raumflugs erklären soll. Spätestens hier wird klar, dass die Mondlandung damals noch in ferner Zukunft lag. Allerdings gibt diese Woodpecker-Sequenz, die man ähnlich auch aus US-Armee-Propagandafilmen kennt, dem Ganzen einen schalen Beigeschmack. Zugutehalten muss man dem Film aber, dass er nach dem Krieg der erste mit hohen Produktionskosten realisierte Science-Fiction-Film war. Der Erfolg des Streifens hat die nachfolgenden (besseren) Zukunftsfilme der Fünfzigerjahre überhaupt erst möglich gemacht. Da gab es andere Perlen wie »Der Jüngste Tag« (1951), »Der Tag, an dem die Erde stillstand« (1951) und »Krieg der Welten« (1953), die man eher kennen sollte.

Aus nostalgischen Gesichtspunkten ist »Rakete zum Mond« interessant und sehenswert, aber absolut kein Muss.

Regie: Irving Pichel
Drehbuch: James O´Hanlon, Robert A. Heinlein
Schauspieler: John Archer, Warner Anderson, Tom Powers, Dick Wesson
Musik: Leith Stevens
Kamera: Lionel Lindon
Land: USA
Start: 27.6.1950

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