
Jeder »Star Trek«-Fan hat seinen Liebling. Bei manchen ist es der zweite Film der Serie, »Der Zorn des Khan«, und bei vielen jüngeren Zuschauern sind natürlich die »Star Trek«-Reboots sehr angesagt. Mein Favorit ist der 1986 erschienene vierte Film, »Zurück in die Gegenwart«.
Der Film schließt nahtlos an den Vorgänger an, nachdem Spock auf Vulkan sein Gedächtnis wiedererlangt hat. Mit dem Klingonenschiff fliegen Kirk und seine Crew zurück zur Erde, um sich für den Diebstahl und die Zerstörung der Enterprise zu rechtfertigen. Doch um die Erde kreist eine fremdartige Sonde, die mittels energiereicher Strahlung das Wasser der Ozeane verdampft. Spock findet heraus, dass die Kommunikation der Sonde Gesänge von Buckelwalen imitiert und scheinbar auf eine Antwort wartet. Die kann sie jedoch nicht erhalten, da diese Spezies von den Menschen längst ausgerottet wurde. Kirk und seine Crew wagen einen Zeitsprung ins San Francisco des Jahres 1986. Sie wollen zwei Buckelwale finden und in die Zukunft bringen. Doch die Zeit drängt, denn die in einem Großaquarium gehaltenen Wale George und Gracy sollen in Kürze freigelassen werden.
Die Prämisse passt gut in die zweite Hälfte der Achtzigerjahre, hat doch 1986 die Technikgläubigkeit durch die Explosion der Challenger und die Katastrophe von Tschernobyl stark nachgelassen, während sich deutlich das ökologische Bewusstsein regte. Highlight des Films ist zweifellos das Aufeinandertreffen der utopischen »Star Trek«-Welt mit der Moderne der Gegenwart. Das Drehbuch nutzt die Möglichkeiten konsequent für Spitzen auf die Gesellschaft der Achtziger. Es ist urkomisch, wenn Pavel Chekov mit russischem Dialekt einen Polizisten nach den »atomgetriebenen Kriegsschiffen« fragt, McCoy sich in einem Krankenhaus mit den Medizinern wegen ihrer »mittelalterlichen« Methoden anlegt oder Ingenieur Scott vergeblich versucht, mit einem Apple-Computer zu kommunizieren. Hinter allem Humor sind ernste Botschaften versteckt.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Nicholas Meyer. Er hatte nicht nur bereits den zweiten »Star Trek«-Film inszeniert, sondern mit »Flucht in die Zukunft« einen sehr ähnlichen Film über einen Zeitreisenden gedreht, der im San Francisco der Gegenwart strandete. Die Szene mit dem Punk im Bus ist aus diesem alten Film entnommen, wo er in der letzten Fassung herausgeschnitten worden war.
Die Schauspieler der Enterprise-Crew geben meiner Meinung nach hier ihre bislang überzeugendste Leistung ab. Die permanenten Sticheleien zwischen Spock und McCoy sind köstlicher als je zuvor und auch William Shatner überzeugt im Gegensatz zu früheren Streifen endlich als charismatischer Captain, dem seine Crew wichtiger ist als alles andere. Dabei hatte er eigentlich in keinem »Star Trek«-Film mehr mitspielen wollen, ließ sich mit einem Haufen Geld aber dann doch überreden.
Regie führte wieder Leonard Nimoy. An den Spezialeffekten und der Musik gibt es nichts auszusetzen, typischer Standard der Achtziger eben.
Eine Anekdote kann man noch erzählen: Es war geplant, »Star Trek«-Fan Eddie Murphy in diesem Film als Wissenschaftler mitspielen zu lassen, aber dem gefiel die ihm zugedachte Rolle nicht und er drehte stattdessen lieber »Die Suche nach dem goldenen Kind«. Seinen Part übernahm nach einigen Änderungen am Drehbuch Catherine Hicks, die als Meeresbiologin eine gute Figur macht.
Wenn ich jemandem einen »Star Trek«-Film empfehlen müsste, dann wäre es auf jeden Fall dieser hier.
Regie: Leonard Nimoy
Drehbuch: Steve Meerson, Peter Krikes, Nicholas Meyer, Harve Bennett
Schauspieler: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, George Takei, Nichelle Nichols, Walter Koenig, Catherine Hicks
Musik: Leonard Rosenman
Kamera: Donald Peterman
Land: USA
Budget: 21 Mio. $
Start: 26.11.1986
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