Zurück in die Zukunft

Wohl kaum ein Science-Fiction-Film ist so mit den Achtzigern verbunden wie »Zurück in die Zukunft«. Außerdem ist er eines der ganz wenigen Werke, an denen es absolut nichts zu meckern gibt, da die Verantwortlichen alles richtig gemacht haben. Auf der Liste meiner Lieblingszeitreisefilme steht der Streifen auf Platz eins.

Der junge Marty (Fox) ist mit dem exzentrischen Wissenschaftler »Doc« Emmett Brown (Lloyd) befreundet, der eine Zeitmaschine erfunden und in ein Auto eingebaut hat. Dummerweise hat »Doc« von Terroristen Plutonium geklaut, das er für den Betrieb seiner Zeitmaschine braucht. Die Terroristen kommen ihm auf die Spur und erschießen Brown. Marty flieht mit dem Auto, wobei er unbeabsichtigt die Zeitmaschine in Gang setzt und in den Fünfzigern strandet, denn er hat kein Plutonium für die Rückreise dabei. Die einzige Chance zur Rückkehr ist der jüngere »Doc«. Zu allem Unglück hat Marty bei seiner Ankunft das erste Zusammentreffen seiner Eltern verhindert. Ein Zeitparadoxon droht, Martys Existenz zu löschen.

Die Handlung ist vielschichtig, aber die einzelnen Elemente greifen nahtlos ineinander wie ein perfekt geschmiertes Zahnradgetriebe. Es gibt viel zu schmunzeln, wenn die »Eingeborenen« der Fünfziger Martys Auto für ein UFO halten oder er sich im Strahlenschutzanzug seinem noch jungen Vater als »Darth Vader« vorstellt. Etliche interessante Fragen bezüglich Zeitreisen werden angesprochen. Was passiert, wenn sich die eigene Mutter in den gleichaltrigen Sohn verliebt? Kann man sich selbst begegnen? Sollte man Menschen in der Vergangenheit von ihrem späteren Schicksal erzählen? Das ist harter Tobak. Aber die gelungene Mischung aus Komödie und Abenteuer geht so locker damit um, dass einem gar nicht klar wird, wie bedeutsam die angesprochenen zeitreisephilosophischen Fragen sind, an denen sich professionelle Science-Fiction-Autoren immer noch die Zähne ausbeißen. Dazu kommt, dass sich der Film an genau den richtigen Stellen nicht zu ernst nimmt. Die Zeitmaschine, die man in das Achtzigerjahre-Kultauto DeLorean eingebaut hat, ist als Ikone bis heute in Erinnerung. So hat LEGO kürzlich zum dreißigjährigen Jubiläum eine Sonderausgabe herausgebracht.

Ein wenig könnte man das übertriebene Happy-End bemängeln, wenn sich das Leben von Martys Eltern in der Gegenwart dank seiner Eingriffe in der Vergangenheit massiv zum Besseren gewandelt hat, aber es passt einfach zu diesem bunten Film.

Die Schauspieler sind perfekt, vor allem Michael J. Fox überzeugt, obwohl man ihn erst vier Wochen nach Drehanfang engagiert hatte. Ursprünglich sollte Eric Stoltz (der Drogendealer aus »Pulp Fiction«) die Rolle übernehmen, aber der Regisseur war mit seiner Leistung bei den Aufnahmen nicht zufrieden. Fast der ganze Film musste mit Fox nochmal neu gedreht werden.

Christopher Lloyd findet mit dem schrulligen, aber durchweg sympathischen Wissenschaftler seine Traumrolle.

Einen denkwürdigen Auftritt hat Rockstar Huey Lewis als Jurymitglied, der Marty bei einem Vorspielen in der Schule unterbricht und ihn mit den Worten, er sei zu laut, von der Bühne schickt.

Auch der Soundtrack von Alan Silvestri (»Predator«) ist hervorragend, wobei Huey Lewis and the News zwei Songs beisteuerten.

Regisseur Zemeckis und Produzent Gale fürchteten einen Flop, weil sie mit dem Marketing nicht zufrieden waren, aber der Film hielt sich wochenlang auf Platz 1, nahm das Zwanzigfache seiner Produktionskosten ein und war der erfolgreichste Film 1985.

Als ich noch jung war, war der Streifen einer meiner Lieblingsfilme. Die dreißig Jahre, die Marty mit der Zeitmaschine in die Jugend seiner Eltern zurückreist, kamen mir damals wie eine Ewigkeit vor. Heute ist 1985 auch schon drei Jahrzehnte her. Da kann man depressiv werden und sich fragen, wo die Zeit geblieben ist.

Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: Robert Zemeckis, Bob Gale
Schauspieler: Michael J. Fox, Christopher Lloyd, Lea Thompson, Crispin Glover
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Dean Cundey
Land: USA
Budget: 19 Mio. $
Start: 3.7.1985

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