
Vier Jahre vorher war er noch der »Terminator« gewesen. 1987 kämpfte Arnold Schwarzenegger dann gegen den »Predator«, und Regisseur John McTiernan hob mit diesem brachialen Actionkracher eine neue Kultmarke aus der Taufe. Fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass die ungeschnittene Filmfassung wegen ihrer Brutalität auf den Index gesetzt wurde. Zeit, einen Blick zurückzuwerfen in eine Zeit, als Männer noch Männer sein durften und ungestraft deftige Sprüche reißen konnten, ohne in die Machokasse einzahlen zu müssen.
Die Achtziger waren das Jahrzehnt der testosterongetränkten Actionfilme. Man wollte Helden mit Muckis, denen man dabei zusehen durfte, wie sie den Feind auseinandernahmen. Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme und wie sie alle hießen. Aber Arnold Schwarzenegger war ihr unangefochtener Häuptling. Als meine Freunde und ich Ende der Achtziger alt genug waren, um solche Sachen anzusehen, war »Predator« einer unserer Lieblingsfilme. Noch heute ragt der Streifen aus der Masse an ähnlichen Werken heraus, schon wegen der außergewöhnlichen Prämisse.
Eine kleine Eliteeinheit um Major »Dutch« Schaeffer (Schwarzenegger) soll im Dschungel Mittelamerikas eine abgeschossene Helikopterbesatzung befreien, von der man annimmt, dass sie von Rebellen als Geiseln gehalten wird. Auf dem Weg finden die Mitglieder der Eliteeinheit furchtbar zugerichtete Leichen, die zu einer früheren, aber gescheiterten US-Spezialeinheit gehörten. Die Befreiung der Geiseln misslingt und die Männer müssen sich zu Fuß auf den Weg zur nahen Grenze machen. Bis hierhin ist der Streifen ein waschechter Kriegsfilm mit der entsprechenden Action.
Nur wenig deutet darauf hin, dass es sich um eine Science-Fiction handelt. Aber dann beginnen unheimliche Zwischenfälle. Ein Soldat nach dem anderen wird von einem seltsamen Wesen, das sich unsichtbar machen kann, bestialisch umgebracht. Erst nachdem alle Kameraden tot sind, wird klar, dass Dutch es mit einem Außerirdischen zu tun hat, der mit überlegener Technik Jagd auf ihn macht. Der Major lässt sich auf einen verzweifelten Zweikampf mit dem unheimlichen Wesen mitten im Dschungel ein.
Die ungewöhnliche Mischung aus Kriegsfilm und Science-Fiction ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, stellt bei näherem Hinsehen aber eine neue, innovative Vermischung zweier Genres dar, die man in dieser Form, abgesehen von »Aliens« vielleicht, noch nicht kannte. Dazu kommt das außergewöhnliche Design des außerirdischen Wesens, das erst in einer der Schlussszenen seinen Helm abnimmt.
Seine volle Wucht erlangt der Film im zweiten Teil, wenn Arnold dem Wesen allein gegenübersteht. Er erkennt, dass seine Waffen ihm gegen diesen technisierten Außerirdischen nicht viel nutzen, und bedient sich einer Art asymmetrischen Kriegsführung. Ihm dabei zuzuschauen, ist wahnsinnig spannend, nervenzerreißend und visuell äußerst beeindruckend. Das Ganze ist unterlegt mit dem genialen, kompromisslosen Soundtrack von Alan Silvestri.
Die Schauspieler – alles Muskelprotze à la Arnie – liefern eine gute Leistung ab. Die Dialoge passen hervorragend zu den Figuren, sodass die Machokasse gut gefüllt sein dürfte. Die einzige Frau tut das, was von ihr erwartet wird: hilflos zu sein und sich befreien zu lassen. Das Männerimponiergehabe macht Spaß – zumindest Männern -, steht aber in diametralem Widerspruch zu der Verzweiflung im zweiten Teil des Films, wenn die hoffnungslose Dezimierung der Gruppe einsetzt – durch einen Feind, dem die arroganten Machos der Eliteeinheit nichts entgegenzusetzen haben.
Neben Arnold Schwarzenegger haben wir mit Jesse Ventura (Blain) noch einen weiteren zukünftigen US-Gouverneur in der Schauspielerriege. Sonny Landham (Billy) hat es ebenfalls in der Politik versucht, die Wahl aber nicht gewonnen.
Für die Rolle des außerirdischen Predators war ursprünglich der 1,78 m große Jean-Claude Van Damme vorgesehen, aber man entschied sich dann doch für den 2,20 m großen Kevin Peter Hall – was für die Zweikampfszenen eine gute Entscheidung gewesen ist.
»Predator« ist ein absoluter Kultfilm und gehört in jede gute Science-Fiction-Videothek. Seit die ungeschnittene Fassung den Index verlassen hat, kann man bei der DVD auch getrost wieder zugreifen.
Die Fortsetzungen rangieren irgendwo zwischen durchschnittlich und absolutem Müll. Letzteres ist vor allem auf die Crossover-Filme mit dem Alien-Universum bezogen.
Regie: John McTiernan
Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas
Schauspieler: Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers, Bill Duke, Jesse Ventura, Kevin Peter Hall
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Donald McAlpine
Land: USA
Budget: 15 Mio. $
Start: 12.06.1987
3 Trackbacks / Pingbacks